Erinnerungen an die Jugend

Im Jahre 1859 gründete der Flaschnermeister Theodor Friedrich Wilhelm Märklin in Göppingen die Firma „W. Märklin“. Sie stellte drei Jahrzehnte ausschließlich Mädchenspielzeug für Puppenküchen etc. aber auch Haushaltsartikel her. 1866 kam Wilhelm Märklin bei einem Unfall ums Leben, seine Frau Caroline Märklin führte das Unternehmen weiter, denn die Söhne Eugen und Karl waren erst 5 und 1 Jahr alt. Im Jahr 1888 gründeten beide dann die Firma „Gebrüder Märklin“. 1891 übernahm Märklin die Firma Lutz aus Ellwangen und man erweiterte das Sortiment an Spielwaren um Kutschen, Puppenmöbel, Schiffe und mehr. Mit der Übernahme kamen auch Spielzeugeisenbahnen ins Sortiment. Da es bis zu diesem Zeitpunkt kein einheitliches System von Spurweiten oder Schienensystemen gab, stellte Märklin eine Norm für Spurweiten auf. Gleichzeitig wurden Systemschienen angeboten, die sich beliebig zusammenstecken ließen. Anfangsmodell war die klassische 8 mit der Mittelkreuzung, die 1891 in Leipzig auf der Messe vorgestellt wurde. Weichen gab es anfänglich noch nicht.

Die gebräuchliste Spur im Maßstab 1:32 wurde Spur 1 genannt, größere Spurweiten erhielten die Bezeichnungen II und III. Diese Normung wurde erstaunlicher Weise von der gesamten Spielzeugbranche übernommen. 1898 kam eine kleinere Spur mit dem Maßstab 1:43 ins Programm, die Spur 0. Sie wurde bis zum 2. Weltkrieg die erfolgreichste Spurgröße. 1920 wurde bei Märklin die Spur II, 1922 die Spur III und 1938 die Spur I aufgegeben. Anfangs wurden die Lokomotiven mit Spiritus oder mit Uhrwerk betrieben, nach der Jahrhundertwende um 1900 kamen sog. Starkstromantriebe hinzu. Hierzu wurde die Eisenbahn ans öffentliche Stromnetz angeschlossen und die Spannung mittels Kohlefaden-Widerstandslampen gedrosselt. Signale und Weichen stellte man von Hand oder mittels Druckluft. Der MEC Wuppertal zeigt in seiner historischen Sammlung (teilweise Privatbesitz) solche Antriebsformen, vorwiegend von der Nürnberger Firma Bing (Bing war zu dieser Zeit der größte Spielzeughersteller der Welt) und Märklin.

Die große Zeit der Spur 0 wird beim MEC Wuppertal durch eine im Privatbesitz befindliche ca. 10 m² große Anlage repräsentiert, überwiegend im Stil der 30er Jahre. Bis zum 2. Weltkrieg umfasste das Märklin´sche Programm Eisenbahnen, Dampfmaschinen, Metallbaukästen, Schiffe, Autobahnen, Puppenherde oder Kreisel. Schon 1912 waren 1600 Artikel im Sortiment. Durch den Konkurs der Fima Bing infolge der Weltwirtschaftskrise erwuchs die Firma Märklin zu Marktführer, seit 1892 firmierte sie unter dem Namen „Gebrüder Märklin & Cie – Fabrik feiner Metallspielwaren“. 1935 wurde die Spur 00 im Massstab 1:87 vorgestellt. Hier war Märklin „recht spät“, denn Bub und Trix hatten diese Spurweite schon einige Jahre früher im Programm. Auch aus dieser Zeit zeigt der MEC in seinen historischen Vitrinen einige Modelle überwiegend aus Privatbesitz. 1940 kam die Spielzeugproduktion zum Erliegen. Nach dem Krieg begann Märklin 1947 wieder mit dem Vertrieb von Spielzeug.

1954 wurde die Spur 0 eingestellt und es begann in der Nachkriegszeit der Siegeszug der Spur H0, mit den berühmten Blechschienen. In dieser Zeit wurde Märklin zum Gattungsbegriff für H0-Spielzeugeisenbahnen. Der große Markterfolg hielt bis Ende der 1970er Jahre an. Diese Zeit wird beim MEC Wuppertal durch eine ca. 3,5 m² große Modellbahn im Stil der 60er und 70er Jahre repräsentiert; natürlich mit den berühmten „Faller-Häuschen“ und der Faller Autobahn, die es seit 1963 gab. 1969 kam eine alte Spur – die Spur 1- bei Märklin wieder auf den Markt und 1972 brachte Märklin mit der Spur Z (Maßstab 1:220) die kleinste serienmäßig hergestellte Modellbahn der Welt heraus. Auch zu diesen Spuren gibt es beim MEC Wuppertal Modellbahnen zu sehen.

Das aufkommende Computerzeitalter bei Jedermann verdrängte in den frühen 1980er Jahren das Kinderinteresse an der Modellbahn. Mit der Digitaltechnik versuchte man seit 1984, Marktanteile zurückzugewinnen. 1996 erwarb Märklin die Firma Trix, so dass damit auch gleichstrombetriebene Modellbahnen der Spur H0 und die Spur N mit ins Sortiment kamen. 2007 wurde dann auch noch die Lehmann Gartenbahn (Spur G) übernommen. Auch die gibt es beim MEC Wuppertal in Form einer „Bierbahn“ in der Cafeteria zu bestaunen.

Bilder der H0-Anlage 60er Jahre
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